Wie “ticken” eigentlich unsere Alpakas? Vielleicht habt ihr Euch das auch schon gefragt. Seit zwei Jahren beobachten und studieren wir unsere vier Jungs jeden Tag. Wir merken immer mehr: jedes tickt anders 🙂 Goofy zum Beispiel ist ein wunderbarer Anführer. Doch er ist ganz anders als andere Leittiere. Er lässt seine Herde zum Beispiel zuerst essen. Ist immer zurückhaltend, wenn es Leckerli gibt und auch wenn es sich die vier im Stall bequem machen, macht er gerne Platz. Ein richtiger Traum-Chef! Balou ist unser Sonnenschein. So ein neugieriges Alpaka haben wir noch nie getroffen. Schon als Baby war er so offen und knuddlig. Wenn es ihm danach ist, legt er auch mal gerne seinen Kopf in den Schoss seiner Menschen und animiert sie zum Streicheln. Chumani ist gerade in der coolen Teenager-Phase. Unglaublich süss wie er ist, testet er gerne die Grenzen bei seinen tierischen Freunden aus und profitiert immer noch vom Baby-Bonus. Und Milo ist das wohl verständnisvollste Alpaka der Welt. Er scheint wahrlich zu wissen, wann es drauf ankommt. Vor allem bei unseren Patienten ist er wunderbar und geduldig. Auch wenns ums Schären oder Krallenschneiden geht, schaut er uns mit einem Blick an, der sagt :”Ich weiss, ihr meint es nur gut”. Vier absolut bezaubernde Tiere, die wir über alles lieben.
Wir haben uns noch etwas mit der “Psychologie” von Alpakas beschäftigt und auch einige Dinge ausprobiert. Ein Beispiel: Es wird in der Literatur beschrieben, dass Alpakas Stress, Angst oder Anspannung bei Menschen erkennen können. Zum Beispiel, wenn wir die Schultern angespannt nach oben ziehen oder uns hektisch oder ungewohnt langsam bewegen. Auch können sie sehr wohl in unserem Gesicht erkennen, ob wir fröhlich, besorgt oder ausgelassen sind. Uns fiel auf, dass jeder Spaziergang mit Gästen anders ist. Manchmal sind die Jungs total locker drauf, wollen fressen oder machen viel Seich. Bei den einen sind sie diszipliniert, bei anderen nutzen sie jede Gelegenheit, um ins Gebüsch zu springen oder an jeder Ecke stehen zu bleiben um zu naschen. Auch schon kam es ein zweimal vor, dass sie auffällig langsam gelaufen sind oder Chumani sich nicht von jemandem führen lassen wollte. Wenn wir alleine mit ihnen laufen gehen, aber eigentlich konstant gleich. Wir haben mal eine kleine Analyse durchgeführt und kamen auf folgendes Ergebnis: Milo hat gerne einen selbstsicheren Menschen an seiner Seite. Führt ihn eine Person, die sehr ängstlich ist, verunsichert ihn das sehr. Und genau hier setzt die Alpaka-Therapie an. Wir wechseln nicht einfach das Tier, sondern erklären es dem Gast oder Patienten. So lernte zum Beispiel ein sehr unsicheres Kind, wie lieb Milo bei ihm läuft, wenn es mit gezielten Schritten vor ihm geht und nicht immer ängstlich zu ihm zurück blickt. Vielleicht auch etwas eine Lebensschule… Chumani mag keine starken Parfüms. Da weigert er sich konsequent zum spazieren 🙂 Sonst ist er seit er ein Baby ist ein sehr zuverlässiger Läufer. Bei ihm ist es spannend zu beobachten, wer ihn wann streicheln darf. Manchmal schon nach wenigen Minuten. Auch schon dauerte es eine Stunde, bis er es zugelassen hat. Wir haben bemerkt, dass ganz alleine er das entscheidet. Lässt man ihm anfangs etwas Zeit und versucht ihm nicht gleich über den Kopf zu wuscheln, gehts schneller, bis er einem vertraut. Wenn jemand konstant versucht ihn zu berühren, lässt er es nicht gerne zu und wendet sich ab. Das ist für uns eine Herausforderung. Vor allem Kindern zu erklären, dass Geduld sie belohnen wird. Bei Goofy merkt man sehr schnell, ob er den Chefposten abgibt oder nicht. Läuft er entspannt hinter dem Führer, vertraut er ihm vollends. Sprintet er voraus und zieht, braucht es noch eine Weile, bis er sein “Amt” dem Menschen abgibt. Meist sind es Kleinigkeiten, die ihn ablenken oder verunsichern. Eine Tasche die hin und her schwankt, eine Armkette die klimmpert oder ruckartige Bewegungen wenn jemand arg artikuliert mit den Händen. Auch hier können wir die Gäste drauf aufmerksam machen und den Spaziergang so für Mensch und Tier entspannter gestalten. Unser Balou ist eine grosse Wundernase. Er lässt sich auch von den meisten gleich streicheln am Hals. Mit ihm wird man sehr schnell “warm”. Er braucht keine lange Angewöhnungszeit sondern lässt sich Tag für Tag uneingenommen auf ein Abenteuer ein.
Uns zeigt es einfach immer wieder, wie wichtig und wunderbar es ist, wenn man möglichst viel Zeit mit Alpakas verbringt. Man lernt sie kennen, weiss jede Bewegung oder jeden Blick einzuordnen und kann so auch reagieren.